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WAS
IST DAS HEILIGTUM?
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Die Bibel redet von einem Heiligtum, welches auf Gottes Anweisungen hin
gebaut wurde. Es war ein großartiges Werk. Was aber noch großartiger ist, ist
die Bedeutung, die es für uns heute hat. Sein Aufbau und
alle Dienste zeigen Gottes großen Plan für die Zukunft - wollen Sie ihn
kennenlernen? Eine neue Wahrheit wird entdeckt Die Bibelstelle, welche vor allen anderen die Grundlage
und der Hauptpfeiler des Adventglaubens gewesen war, ist die in Dan. 8, 14
gemachte Erklärung: „Bis Zweitausenddreihundert Abende und Morgen um sind,
dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden.“ Dies waren vertraute Worte
gewesen für alle, welche an das baldige Kommen des Herrn glaubten. Von den
Lippen Tausender wurde diese Weissagung als das Losungswort ihres Glaubens
wiederholt. Alle fühlten, daß von den darin vor
Augen geführten Ereignissen ihre glänzendsten Erwartungen und liebsten
Hoffnungen abhingen. Es war gezeigt worden, daß diese prophetischen Tage im
Herbst des Jahres 1844 zu Ende gingen. In
Gemeinschaft mit der übrigen christlichen Welt glaubten die Adventisten damals,
daß die Erde oder ein Teil derselben das Heiligtum sei, und daß die Weihung
des Heiligtums die Reinigung der Erde durch das Feuer des letzten großen Tages
bedeute und beim zweiten Kommen Christi stattfinden werde. Daher der Schluß, daß
Christus im Jahre 1844 auf die Erde zurückkehre. Aber die bestimmte Zeit war vorübergegangen, und der Herr war nicht
erschienen. Die Gläubigen wußten, daß das Wort Gottes nicht irren konnte;
ihre Auslegung der Weissagung mußte Schuld haben; aber wo steckte der Fehler?
Viele zerhieben voreilig den Knoten der Schwierigkeit, indem sie in Abrede
stellten, daß die 2300 Tage im Jahre 1844 endeten. Dafür konnte jedoch kein
Grund angeführt werden, ausgenommen daß Christus, nicht gekommen war zu der
Zeit, als sie ihn erwarteten. Sie schlossen daraus, daß Christus, wenn die
prophetischen Tage im Jahre 1844 zu Ende gegangen wären, dann gekommen sein würde,
um durch die Läuterung der Erde mit Feuer das Heiligtum zu reinigen, und daß
die Tage, da er nicht gekommen sei, auch nicht verstrichen sein könnten. Durch Annahme dieses Schlusses verwarfen sie die ehemalige Berechnung der
prophetischen Zeitperioden. Die 2300 Tage fingen, wie man gefunden hatte, an,
als das Gebot des Artaxerxes oder Arthahsastha hinsichtlich der
Wiederherstellung und des Aufbaues von Jerusalem in Kraft trat, im Herbst des
Jahres 457 v. Chr. Dies
als Ausgangspunkt annehmend, ergab sich eine vollkommene Übereinstimmung bezüglich
aller in der Auslegung jener Periode in Dan. 9, 25-27 vor Augen geführten
Ereignisse. Neunundsechzig Wochen, die ersten 483 von den 2300 Jahren, sollten
sich bis auf Christum, den Gesalbten, erstrecken, und Christi Taufe und die
Salbung mit dem Heiligen Geist im Jahre 27 n. Chr. erfüllten diese Angabe genau.
In der Mitte der 70. Woche sollte der Gesalbte ausgerottet werden. Dreieinhalb
Jahre nach seiner Taufe, im Frühling des Jahres 31 n. Chr., wurde Christus
gekreuzigt. Die 70 Wochen oder 490 Jahre sollten insbesondere den Juden gehören.
Am Schluß dieses Zeitraumes besiegelte
diese Nation ihre Verwerfung Christi durch die Verfolgung seiner Jünger, und
die Apostel wandten sich im Jahre 34 n. Chr. zu den Heiden. Nachdem 490 Jahre
von den 2300 verstrichen waren, blieben noch 1810 Jahre übrig. Vom Jahre 34 n.
Chr. erstrecken sich 1810 Jahre bis zum Jahre 1844. „Dann,“ sagte der Engel,
„wird das Heiligtum wieder geweiht werden.“ Alle vorhergehenden Angaben
der Weissagung waren unzweifelhaft zu der festgesetzten Zeit erfüllt worden. Alles war bei dieser Berechnung klar und zutreffend, nur ließ sich nicht erkennen, daß irgendein Ereignis, welches der Weihung des Tempels entspräche, im Jahre 1844 stattgefunden habe. Zu verneinen, daß die Tage zu jener Zeit endeten, hieße Verwirrung in die ganze Sache bringen und Grundsätze umstoßen, welche durch untrügliche Erfüllungen der Weissagungen bestätigt worden waren. Die erstaunlichen Vorhersagen im Buch Daniel Eine Hauptweissagung der Bibel wird in Daniel 8 gegeben. Dieses Kapitel hängt
eng mit Daniel 7 und 9 zusammen und sollte im Zusammenhang studiert werden. Daniel 7 wurde 553 - 552 v. Chr. geschrieben. In diesem Kapitel wird die
Weltgeschichte von der Zeit Daniels ab bis zur Wiederkunft Christi aufgezeigt.
In einer Vision sieht Daniel 4 Weltreiche, die als Tiere dargestellt wurden.
Darauf folgt eine Macht, die im kleinen Horn symbolisiert wird (Dan. 7, 1-8,
15-21, 2325). Dann tritt das Untersuchungsgericht im Himmel zusammen (Dan. 7,
9-10, 13, 22, 26). Wenn dies zu Ende ist, schließt die Weltgeschichte mit dem
Zweiten Kommen Christi (Dan. 7, 14, 27-28). Die Tiere in Daniel 7 entsprechen den Metallteilen des Standbildes in Daniel
2. Der Löwe im Kapitel 7 stellt Babylon dar (605 - 538 v. Chr.). Der Bär ist
Medo-Persien (538 - 334 v. Chr.). Der Leopard ist Griechenland (334 - 301 v. Chr.),
zu welcher Zeit das Reich sich in vier Diadochenreiche teilte, die bis etwa 168
v. Chr. andauerten). Das furchtbare Tier ist das heidnische Rom (168 v. Chr. bis
zum 5. Jahrh. n. Chr., als es dann in 10 Reiche zerfiel). Das kleine Horn ist
das päpstliche Rom, das seine volle Macht bis 538 n. Chr. erreicht hatte,
nachdem es drei Reiche ausgerottet hatte (die Heruler, Vandalen und Ostgoten). Daniel 8 setzt sich aus zwei Hauptteilen zusammen. Der erste ist ein Bericht
von Ereignissen, die der Weissagung in Daniel 7 ziemlich genau entsprechen.
Diese Vorhersage handelt von zwei Tieren und einem kleinen Horn, das sie ablöst
(Dan. 8, 1-12, 20, 25). Das erste Tier, ein Widder, ist Medo-Persien (538 - 334
v. Chr.). Der Ziegenbock, der den Widder niederrannte, ist Griechenland (334 168
v. Chr.). Das bemerkenswerte Horn war Alexander der Große, der vor seinem Tod
(323) das größte Weltreich der damaligen Geschichte in nur 10 Jahren aufgebaut
hatte. Als er in jungen Jahren umkam, teilte sich das Reich in vier Gebiete. Das
kleine Horn ist das heidnische Rom, das - wie uns die Geschichte lehrt - vom päpstlichen
Rom abgelöst wurde. Vieles in Daniel 7 und 8 (7, 8; 19–26 und 8, 9-12; 23-25)
bezieht sich auf diese Macht, die Gott lästern würde (7, 8; 20; 8, 11) und
danach trachtete, das Volk Gottes auszurotten (7, 21; 25; 8, 10; 24; 25), die
Wahrheit zu Boden würfe (8, 12; 25), Gottes Heiligtum (vom Himmel)
herunterrisse (8, 11) und sogar versuchen würde, das Gesetz Gottes zu ändern
(7, 25). Auch Offenbarung 13 (Verse 6-7 z.b.) behandelt dieses kleine Horn - die
Macht des Papsttums. Aber Daniel 8 hat noch einen zweiten Teil: eine Zeitweissagung (Dan. 8,
13–14, 26). Die Prophezeiung selbst wird in Daniel 8, 1 übermittelt. „Bis
2300 Abende und Morgen um sind, dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden.“
(Manche Übersetzungen haben hier ’gereinigt’ oder ’gerechtfertigt werden’.)
Sorgfältiges Studium dieses Kapitels zeigt, daß der Engel Gabriel angewiesen
war, dem Propheten die Vision des 8. Kapitels zu erklären (8, 16). Dabei wurden
jedoch lediglich die vorhergesagten Ereignis-se erklärt (8, 17-25) wobei die
Zeitweissagung nur kurz gestreift wurde (8, 26). Daniel brach unter der Last [der
Information] beinahe zusammen (8, 27). Als Ergebnis betete er das Gebet, das wir
in Daniel 9 finden. Daniel 9 beginnt mit dem Gebet des Propheten. Er bittet Gott, sein Volk zu führen
und ihm zu helfen (Dan. 9, 1-19). Gabriel, den er schon in einer früheren
Vision gesehen hatte, wird dann als Antwort auf sein Gebet zu ihm gesandt (9,
20). Er soll die Erklärung des Gesichtes nun vervollständigen (9, 22-23). Die Prophezeiung der 70 Wochen wurde erst jetzt gegeben (Dan. 9, 24-27).
Siebzig Wochen sind „bestimmt“ (im Hebräischen abgeschnitten von der
umfassenderen 2300 Tage-Prophezeiung) und bedeuten eine besondere Gelegenheit für
die Juden. Deshalb ist der erste Teil der 2300 Jahrtage - in Daniel 8, 14
vorhergesagt - eine Zeit, die den Juden vorbehalten ist - eine letzte Gnadenzeit
als Gottes besonders begünstigtes Volk. In der biblischen Prophetie entspricht ein Tag einem Jahr (4. Mose 14, 34;
Hes. 4, 6). Der Erlaß des Artaxerxes, verabschiedet in seinem 7. Regierungsjahr,
nämlich 457 v. Chr. (Dan. 9, 25; Esra 6, 14; 7, 6-8) befiehlt den Wiederaufbau
Jerusalems und setzt damit den Anfang dieser langen Zeitspanne von 2300 Jahren.
Die ersten 70 Wochen dieser Weissagung (Dan. 9, 24-27), abgeschnitten und den
Juden vorbehalten, entsprechen 490 Jahren. Die Mauern Jerusalems wurden in 7
symbolischen Wochen - also in 49 Jahren - aufgebaut (408 v. Chr.). Weitere 62
Wochen bringen uns zur Salbung Jesu zum Messias im Jahre 27 n. Chr. Nun sind 483
vergangen, nur noch eine Woche bleibt von den 70 Wochen übrig. In der Mitte
dieser letzten Woche (Dan. 9, 26-27), nämlich 31 n. Chr. wurde der Messias „ausgerottet“,
indem er ans Kreuz geschlagen wurde. Eine zweite halbe „Woche“ – 3 1/2
Jahre - versetzen uns ins Jahr 34 n. Chr. Damals wurde nach der Steinigung des
Stephanus das Evangelium den Heiden gebracht. 34 n. Chr. waren die 70 symbolischen Wochen, die 490 Jahre also, vergangen.
1810 Jahre in dieser umfassendsten aller Zeitweissagungen (die 2300 Jahre aus
Dan. 8, 14) blieben noch übrig. Nach Ablauf dieser Zeitspanne im Jahre 1844 n.
Chr. begann die „Reinigung des Heiligtums“, wie sie in dieser wichtigen
Schriftstelle, Dan. 8, 14, vorhergesagt worden war. Jesus ist unser Hoherpriester im himmlischen Heiligtum, nach dessen Vorbild
das irdische Heiligtum - gewissermaßen als Sandkastenmodell - erbaut worden
war. 1844 begann sein Abschlußwerk dort im Heiligtum, bevor er wieder zur Erde
zurückkehrt, um sein Volk zu holen. ______________________________________________________________________________________
Aber
Gott war der Leiter seines Volkes in der großen Adventbewegung gewesen; seine
Macht und Herrlichkeit hatten das Werk begleitet, und er wollte es nicht in
Finsternis und Enttäuschung enden lassen, damit man es nicht beschuldigen könne,
eine falsche und schwärmerische Aufregung gewesen zu sein. Er konnte sein Wort
nicht im Lichte des Zweifels und der Ungewißheit erscheinen lassen. Wenngleich
viele ihre frühere Berechnung der prophetischen Zeitangaben fahren ließen und
die Richtigkeit der darauf gegründeten Bewegung verneinten, so waren andere
doch nicht willens, Punkte des Glaubens und der Erfahrung aufzugeben, welche
durch die Heilige Schrift und das Zeugnis des Geistes Gottes unterstützt wurden.
Sie glaubten, daß sie in ihrem Studium der Weissagungen richtige Lehren der
Auslegung angenommen hätten, und daß es ihre Pflicht sei, an den bereits
gewonnenen Wahrheiten festzuhalten und ihre biblischen Forschungen fortzusetzen.
Mit ernstem Gebet prüften sie ihre
Stellung und forschten in der Heiligen Schrift, um ihren Fehler zu entdecken. Da
sie in ihrer Berechnung der prophetischen Zeitperioden keinen Irrtum entdeckten
konnten, wurden sie veranlaßt, den Gegenstand des Heiligtums näher zu prüfen.
(S. Anhang, Anm. 34.) Ihre Untersuchung ergab, daß keine biblischen Beweise die gewöhnliche
Ansicht, daß die Erde das Heiligtum sei, unterstützten.
Aber sie fanden in der Bibel eine ausgiebige Auslegung über das Heiligtum,
seine Beschaffenheit, seinen Standort und den Dienst darin; und zwar war das
Zeugnis der heiligen Schreiber so klar und ausführlich, daß es keinen Zweifel
darüber aufkommen ließ. Paulus sagt in dem Brief an die Hebräer: „Es hatte
zwar auch das erste seine Rechte des Gottesdienstes und das äußerliche
Heiligtum. Denn es war da aufgerichtet das Vorderteil der Hütte, darin der
Leuchter war und der Tisch und die Schaubrote; und diese heißt das Heilige.
Hinter dem andern Vorhang aber war die Hütte, die da heißt das Allerheiligste;
die hatte das goldene Räuchfaß und die Lade des Testaments allenthalben mit
Gold überzogen, in welcher war der goldene Krug mit dem Himmelsbrot und die
Rute Aarons, die gegrünt hatte, und die Tafeln des Testaments; oben drüber
aber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten den Gnadenstuhl.“
(Hebr. 9, 1-5.) Das Heiligtum, auf welches der Apostel hier hinweist, war die von Mose nach
dem Befehl Gottes als die irdische Wohnstätte des Allerhöchsten erbaute
Stiftshütte. „Und sie
sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne,“ (2. Mose 25, 8)
lautete die an Mose gerichtete Anweisung zur Zeit, als er mit Gott auf dem Berge
war. Die Israeliten zogen durch die Wüste, und die Stiftshütte war so
eingerichtet, daß sie von Ort zu Ort fortbewegt werden konnte, und doch war es
ein Bau von großer Herrlichkeit. Ihre Wände bestanden aus aufrecht stehenden,
mit schwerem Gold belegten Brettern, die in silberne Sockel eingelassen waren, während
das Dach hergestellt war aus Teppichen oder Decken, von denen die äußerste von
Fellen, die innerste von feiner, mit prächtigen Cherubim gewirkter Leinwand
gemacht war. Ohne den Vorhof, der den Brandopferaltar enthielt, bestand die
Stiftshütte selbst aus zwei Abteilungen, das Heilige und das Allerheiligste
genannt, welche durch einen reichen und prächtigen Vorhang voneinander getrennt
waren; ein ähnlicher Vorhang verschloß den Eingang in die erste Abteilung. Im Heiligen gegen Süden
befand sich der Leuchter mit seinen sieben Lampen, die das Heiligtum Tag und
Nacht erleuchteten; gegen Norden stand der Schaubrottisch; und vor dem Vorhang,
der das Heilige vom Allerheiligsten trennte, war der goldene Räucheraltar, von
welchem die Wolke des Wohlgeruchs mit den Gebeten Israels täglich zu Gott
emporstieg. Im Allerheiligsten
stand die Lade des Bundes, eine Lade aus kostbarem mit Gold belegtem Holz, der
Aufbewahrungsort der zwei Steintafeln, auf welche Gott das Gesetz der Zehn
Gebote eingegraben hatte. Über der Lade, und zwar den Deckel der heiligen Truhe
bildend, war der Gnadenthron, ein prächtiges Kunstwerk, auf dem sich zwei
Cherubim erhoben, an jedem Ende einer, aus reinem Gold gearbeitet. In dieser
Abteilung offenbarte sich die göttliche Gegenwart in der Wolke der Herrlichkeit
zwischen den Cherubim. Nach
der Niederlassung der Hebräer in Kanaan wurde die Stiftshütte durch den Tempel
Salomos ersetzt, welcher, obwohl ein bleibender Bau und in größerem Maßstab,
doch die gleichen Verhältnisse beibehielt und auf ähnliche Weise ausgestattet
war. In dieser Form bestand das Heiligtum - mit Ausnahme zur Zeit Daniels, da es
in Trümmern lag - bis zu seiner Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. Dies ist das einzige, je auf Erden bestehende Heiligtum, von dem die Bibel irgendwelche Auskunft gibt, und Paulus nennt es das Heiligtum des ersten Bundes. Aber hat der neue Bund kein Heiligtum? Als die nach Wahrheit Forschenden sich wiederum zum Hebräerbrief wandten,
fanden sie, daß das Vorhandensein eines zweiten oder neutestamentlichen
Heiligtums in den
bereits angeführten Worten des Apostels angedeutet war: „Es hatte zwar auch
das erste (d. h. das alte Testament) seine Rechte des Gottesdienstes und das
äußerliche Heiligtum.“ Der Gebrauch des Wortes „auch“ deutet an, daß
Paulus dieses Heiligtum zuvor erwähnt hat. Als sie zu dem vorhergehenden
Kapitel zurückgingen, lasen sie am Anfang: „Das ist nun die Hauptsache,
davon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zu der
Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel und ist ein Pfleger des Heiligen
und der wahrhaftigen Hütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch.“
(Hebr. 8,1.2.) Das irdische Heiligtum Das Heiligtum in der Wüste wurde unter der Führung Moses gebaut und zwar
in Übereinstimmung mit dem Modell, das ihm auf dem Berg Sinai gezeigt worden
war. (2. Mose 25, 7-8, 40; Hebr. 8, 5.) Die Stiftshütte (das Wüstenheiligtum) war von einem Hof umgeben (auch der
äußere Hof oder Vorhof genannt). Die äußere Begrenzung bildete ein Vorhang
aus weißen Leinentüchern, die an Ständern aufgehängt waren. (2. Mose 27,
918). Der Vorhof war etwa 50 m lang (100 Ellen) und 25 m breit (50 Ellen). Innen
im Hof standen der Brandopferaltar, das Waschbecken und das Heiligtum (die
Stiftshütte). Dieser Altar wurde auch der kupferne Altar genannt, weil es noch
einen zweiten Altar, den Goldenen Altar, innerhalb des Heiligtums gab. Der äußere
Altar (2. Mose 27, 1-9) war innen hohl und mit Kupfer überzogen. Er war 2,5 m
lang und breit und 1,5 m hoch. Auf diesen Altar wurden die Tiere gelegt, die als
Brandopfer gebracht wurden. Dahinter stand das kupferne Waschbecken (2. Mose 30,
18-21), in dem sich die Priester wuschen, bevor sie das Heiligtum betraten. Das irdische Heiligtum (2. Mose 26, 1-37) war ein Zelt mit Holzwänden. 4
Teppiche dienten als Dach und herrliche vergoldete Vorhänge verzierten das
Innere. Dieses Heiligtum war etwa 5 m x 15 m groß und tragbar. Man konnte es
auseinander nehmen und auf den Reisen des Volkes durch die Wüste überallhin
mitnehmen. Ein Vorhang teilte das Innere in zwei Abteilungen oder Räume, das
Heilige und das Allerheiligste. Das war das Heiligste, das es auf dieser Erde
gab. Der Priester betrat die erste Abteilung täglich, er hatte Blut bei sich
und ging an dem siebenarmigen Goldenen Leuchter vorbei, mit seinen sieben Öllampen
(2. Mose 25, 31-40). Er ging am Schaubrottisch vorbei, wo die Gott geweihten
Brote lagen, die vor dem Herrn ausgelegt wurden (2. Mose 25, 30-31) und kam zum
Rauchopferaltar, auch Goldener Altar genannt, von dem der Rauch einer besonderen
Weihrauchmischung aufstieg und über den Vorhang, der nicht ganz bis zur Decke
reichte, in das Allerheiligste drang. Der Priester sprengte auf den Goldenen
Altar und auf den Trennvorhang einige Tropfen des Opferblutes (3. Mose 4, 5). In
Hebräer 9, 17 findet man eine zusammengefaßte Erklärung dieses Vorganges.
Alle Einrichtungsgegenstände der Ersten und zweiten Abteilung waren aus
massivem Gold oder zumindest mit Gold überzogen. Die zweite Abteilung - das Allerheiligste - (2. Mose 26, 33) enthielt die
Bundeslade (2. Mose 26, 17-22). Zwischen zwei goldenen Engelstatuen (Cherubim)
befand sich der Ort, an dem sich Gott offenbarte - die herrliche Schechina (2.
Mose 26, 22; 40, 34). Darunter war der Gnadenstuhl, ein massiv-goldener Deckel,
der die Bundeslade bedeckte. Darin befand sich die Grundlage der
Gottesherrschaft: das Sittengesetz der Zehn Gebote (2. Mose 20, 3-17), die Gott
mit eigenem Finger auf Steintafeln geschrieben hatte (2. Mose 24, 12). Sie
hatten ihren Platz in der Bundeslade (2. Mose 40, 20). Alle Menschen sollen sich
nach diesen heiligen Vorschriften richten und zwar bis zum Ende (Offb. 12, 17;
14, 12) und auch weiterhin (Offb. 22, 14; Jes. 66, 22). Nur einmal im Jahr - am Versöhnungstag - betrat der Hohepriester die Zweite Abteilung,
um das Heiligtum zu reinigen und die Sünde vom Volk wegzuschaffen (3. Mose
16, 30; Dan. 8, 14). Hier wird das Heiligtum des neuen Bundes offenbart.
Das Heiligtum des ersten Bundes wurde von Menschen aufgerichtet, von Mose erbaut;
dieses ist vom Herrn und nicht von Menschen aufgerichtet. In jenem Heiligtum
vollzogen die irdischen Priester ihren Dienst; in diesem dient Christus, unser
großer Hoherpriester zur Rechten Gottes. Das eine Heiligtum war auf Erden, das
andere ist im Himmel. Ferner
wurde das von Mose erbaute Heiligtum nach einem Vorbild gemacht. Der Herr wies
ihn an: „Wie ich dir ein Vorbild der Wohnung und alles ihres Gerätes zeigen
werde, so sollt ihr’s machen.“ Und wiederum wurde ihm der Auftrag erteilt:
„Und siehe zu, daß du es machest nach ihrem Bilde, das du auf dem Berge
gesehen hast.“ (2. Mose 25, 9. 40.) Und der Apostel erklärt, daß die erste Hütte
„ist ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit, nach welchem Gaben und Opfer
geopfert werden“; daß seine heiligen Stätten „der himmlischen Dinge
Vorbilder“ waren; daß die Priester, welche nach dem Gesetze Gaben darbrachten,
„dem Vorbilde und dem Schatten des Himmlischen“ dienten; und daß „Christus
ist nicht eingegangen in ein Heiligtum, so mit Händen gemacht ist (welches ist
ein Gegenbild des wahrhaftigen), sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen
vor dem Angesicht Gottes für uns.“ (Hebr. 9, 9. 23; 8, 5; 9, 24.) Das Heiligtum im Himmel, wo Christus um unseretwillen dient, ist das große
Urbild, wovon das von Mose erbaute Heiligtum ein Nachbild war.
Gott legte seinen Geist auf die Bauleute des irdischen Heiligtums. Die bei
seiner Erbauung entfaltete Kunstfertigkeit war eine Offenbarung der göttlichen
Weisheit. Die Wände hatten das Aussehen gediegenen Goldes und strahlten in
allen Richtungen das Licht der sieben Lampen des goldenen Leuchters wider. Der
Schaubrottisch und der Räucheraltar glänzten wie blankes Gold. Die prächtigen
Teppiche, welche die Decke bildeten und mit Engelsgestalten in Blau, Purpur und
Scharlach gewirkt waren, trugen zur Schönheit des Anblickes bei. Und hinter dem
zweiten Vorhang war die heilige Schechina, die sichtbare Offenbarung der
Herrlichkeit Gottes, vor welche niemand außer dem Hohepriester
treten konnte und leben. Der unvergleichliche Glanz der irdischen Stiftshütte widerstrahlte dem
menschlichen Anblick die Herrlichkeit jenes himmlischen Tempels, wo Christus,
unser Vorläufer, für uns vor dem Throne Gottes dient.
Die Wohnstätte des Königs der Könige, wo tausendmal tausend ihm dienen, und
zehntausendmal zehntausend vor ihm stehen; (Dan. 7, 10) jener Tempel voll der
Herrlichkeit des ewigen Thrones, wo Seraphim, die strahlenden Hüter, in
Anbetung ihre Angesichter verhüllen, konnte in dem prächtigen Bau, den
Menschenhände je errichteten, nur einen matten Abglanz seiner Größe und
Herrlichkeit finden. Doch wurden durch das Heiligtum und seine Gottesdienste
wichtige Wahrheiten betreffs des himmlischen Heiligtums und des großen Werkes,
welches dort zur Erlösung des Menschen ausgeführt wird, gelehrt. Die heiligen Stätten des Heiligtums im Himmel werden durch die zwei
Abteilungen im Heiligtum auf Erden dargestellt.
Als dem Apostel Johannes in einem Gesicht ein Anblick des Tempel Gottes im
Himmel gewährt wurde, sah er, wie dort „sieben Fackeln mit Feuer brannten vor
dem Stuhl.“ (Offb. 8, 3) Hier wurde dem Propheten gestattet, die erste
Abteilung des Heiligtums im Himmel zu schauen; und er sah daselbst die „sieben
Fackeln mit Feuer“ und „den goldenen Altar,“ dargestellt durch den
goldenen Leuchter, und den Räucheraltar im Heiligtum auf Erden. Wiederum heißt
es: „Der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel,“ (Offb. 11, 19) und er
schaute in das Innere, hinter den zweiten Vorhang, in das Allerheiligste. Hier
erblickte er „ die Lade des Bundes,“ dargestellt durch die heilige Lade,
welche Mose verfertigt hatte, um das Gesetz Gottes darin aufzubewahren. So fanden diejenigen, welche den Gegenstand studierten, unbestreitbare Beweise für das Vorhandensein eines Heiligtums im Himmel. Mose machte das irdische Heiligtum nach einem Vorbild, welches ihm gezeigt worden war. Paulus lehrt, daß jenes Vorbild das wahrhaftige Heiligtum sei, welches im Himmel ist; und Johannes bezeugt, daß er es im Himmel gesehen habe. In
dem Tempel im Himmel, der Wohnstätte Gottes, ist sein Thron in Gerechtigkeit
und Gericht gegründet. Im Allerheiligsten ist sein Gesetz, der große Maßstab
des Rechts, nach welchem alle Menschen geprüft werden. Die Bundeslade, welche
die Tafeln des Gesetzes birgt, ist mit dem Gnadenstuhl, vor welchem Christus
sein Blut zugunsten des Sünders darbietet, bedeckt. Auf diese Weise wird die
Verbindung von Gerechtigkeit und Gnade im Plan der menschlichen Erlösung
dargestellt. Diese Vereinigung konnte allein ewige Weisheit ersinnen und
unendliche Macht vollbringen; es ist eine Verbindung, die den ganzen Himmel mit
Erstaunen und Anbetung erfüllt. Die ehrerbietig auf den Gnadenstuhl
niederschauenden Cherubim des irdischen Heiligtums versinnbilden den Anteil, mit
dem die himmlischen Heerscharen das Werk der Erlösung betrachten. Dies ist das
Geheimnis der Gnade, welches auch die Engel gelüstet zu schauen, daß Gott
gerecht sein kann, während er den reumütigen Sünder rechtfertigt und seinen
Verkehr mit dem gefallenen Geschlecht wieder erneuert; daß Christus sich
herablassen konnte, unzählige Scharen aus dem Abgrund des Verderbens zu erheben
und sie mit den fleckenlosen Gewändern seiner eigenen Gerechtigkeit zu
bekleiden, damit sie sich mit Engeln, die nie gefallen sind, vereinigen und ewig
in der Gegenwart Gottes wohnen können. Christi Werk als Vermittler der Menschen wird in der schönen Weissagung
Sacharjas in bezug auf
ihn, „der heißt Zemach“ (Zweig), veranschaulicht. Der Prophet sagt: „Den
Tempel des Herrn wird er bauen und wird den Schmuck tragen und wird sitzen und
herrschen auf seinem [des Vaters] Thron; wird auch Priester sein auf seinem
Thron, und es wird Friede sein zwischen den beiden.“ (Sach. 6, 13.) „Den Tempel des Herrn wird er bauen.“
Durch sein Opfer und sein Mittleramt ist Christus beides, der Grund und der
Baumeister der Gemeinde Gottes. Der Apostel Paulus verweist auf ihn als den
Eckstein, „auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem
heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer
Behausung Gottes im Geist.“ (Eph. 2, 20-22.) „Und wird den Schmuck tragen.“ Der Schmuck, die Herrlichkeit der Erlösung des gefallenen Geschlechts, gebührt
Christo. Durch die Zeitalter der Ewigkeit hindurch wird das Lied der Erlösten
sein: Dem „der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut,...
demselbigen sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (Offb. 1, 5.
6.) Er „wird sitzen und herrschen auf seinem Thron; wird auch Priester sein auf seinem Thron.“ Jetzt sitzt er noch nicht „auf dem Stuhle seiner Herrlichkeit“; denn das Reich der Herrlichkeit ist noch nicht aufgerichtet worden. Erst nach der Vollendung seines Werkes wird Gott „ihm den Stuhl seines Vaters David geben“, ein Reich, dessen „kein Ende sein“ wird. (Luk. 1, 32. 33.) Als Priester sitzt Christus jetzt mit dem Vater auf seinem Stuhl. (Offb. 3, 21.) Auf dem Throne mit dem Ewigen, der in sich selbst sein Dasein hat, sitzt er, der da „trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen,“ „der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde,“ damit er könne „helfen denen, die versucht werden.“ „Ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater.“ (Jes. 53, 4; Hebr. 4, 15; 2, 18; 1. Joh. 2, 1.) Seine Vermittlung geschieht durch den durchbohrten und gebrochenen Leib, durch sein makelloses Leben. Die verwundeten Hände, die durchstochene Seite, die durchbohrten Füße legen Fürsprache für den gefallenen Menschen ein, dessen Erlösung mit solch unermeßlichen Kosten erkauft wurde. „Und wird Friede [der Rat des Friedens] sein zwischen den beiden.“
Die Liebe des Vaters, nicht weniger als die des Sohnes, ist die Quelle des Heils
für die verlorene Menschheit. Jesus sagte zu seinen Jüngern, ehe er wegging:
„Ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst,
der Vater, hat euch lieb.“ (Joh. 16, 26. 27.) „Gott war in Christo, und versöhnte
die Welt mit ihm selber.“ (2. Kor. 5, 19.) Und in dem Dienst des Heiligtums
droben ist der Rat des Friedens zwischen den beiden. „Also hat Gott die Welt
geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben,
nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3, 16.) Die Frage: Was ist das Heiligtum? ist in der Heiligen Schrift klar beantwortet. Der Ausdruck „Heiligtum“, wie er in der Bibel gebraucht wird, bezieht sich zunächst auf die von Mose als Abbild der himmlischen Dinge errichtete Stiftshütte, und zweitens auf die wahre Hütte im Himmel, auf welche das irdische Heiligtum hinwies. Mit dem Tode Christi endete der bildliche Dienst. Die wahre Hütte im Himmel ist das Heiligtum des neuen Bundes. Und da die Weissagung von Dan. 8, 14 ihre Erfüllung in diesem Bunde findet, muß das Heiligtum, auf welches sie sich bezieht, das Heiligtum des neuen Bundes sein. Am Schluß der 2300 Tage, im Jahre 1844, war schon seit vielen Jahrhunderten kein Heiligtum mehr auf Erden gewesen. Somit verweist die Weissagung: „Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen um sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden,“ ohne Zweifel auf das Heiligtum im Himmel. Aber noch bleibt die wichtigste Frage zu beantworten: Was ist die Weihe oder
Reinigung des Heiligtums? Daß ein solcher Dienst in Verbindung mit dem
irdischen Heiligtum bestand, berichtet das Alte Testament. Aber kann im Himmel
irgend etwas zu reinigen sein? In Hebräer 9 wird die Reinigung des irdischen sowie des himmlischen
Heiligtums deutlich gelehrt. „Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach
dem Gesetz; und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. So mußten nun
der himmlischen Dinge Vorbilder mit solchem [dem Blut von Tieren] gereinigt
werden; aber sie selbst, die himmlischen, müssen bessere Opfer haben, denn jene
waren“; (Hebr. 9, 22. 23.) - nämlich das köstliche Blut Christi. Die
Reinigung, sowohl im Schatten als auch im wahrhaftigen Dienst, muß mit Blut
vollbracht werden; in jenem mit dem Blut von Tieren, in diesem mit dem Blute
Christi. Paulus gibt den Grund an, warum diese Reinigung mit Blut vollzogen
werden mußte; weil ohne Blutvergießen keine
Vergebung geschieht. Vergebung oder das Wegschaffen der Sünde ist das
zu vollbringende Werk. Aber wie konnte Sünde mit dem Heiligtum, sei es im
Himmel oder auf Erden, verbunden sein? Das können wir aus dem gegenbildlichen
Dienst erkennen; denn die Priester, welche auf Erden ihr Amt versahen, dienten
„dem Vorbilde und dem Schatten des Himmlischen.“ (Hebr. 8, 5.) Der Dienst im irdischen Heiligtum war ein zweifacher; die Priester dienten täglich im Heiligen, wogegen der Hohepriester einmal im Jahr im Allerheiligsten ein besonderes Werk der Versöhnung zur Reinigung des Heiligtums vollbrachte. Tag für Tag führte der reumütige Sünder sein Opfer zur Tür der Stiftshütte und bekannte, seine Hand auf das Haupt des Opfertieres legend, seine Sünden, die er damit bildlich von sich selbst auf das unschuldige Opfer übertrug. Dann wurde das Tier geschlachtet. „Ohne Blutvergießen,“ sagt der Apostel, „geschieht keine Vergebung.“ „Des Leibes Leben ist im Blut.“ (3. Mose 17, 11.) Das gebrochene Gesetz Gottes verlangte das Leben des Übertreters. Das Blut, welches das verwirkte Leben des Sünders darstellte, dessen Schuld das Opfertier trug, wurde vom Priester in das Heilige getragen und vor den Vorhang gesprengt, hinter dem sich die Bundeslade mit dem Gesetz befand, welches der Sünder übertreten hatte. Durch diese Handlung wurde die Sünde durch das Blut bildlich auf das Heiligtum übertragen. In einigen Fällen wurde das Blut nicht in das Heilige genommen; dann aber wurde das Fleisch von dem Priester gegessen, wie Mose die Söhne Aarons anwies und sagte: „Er [Gott] hat’s euch gegeben, daß ihr die Missetat der Gemeinde tragen sollt.“ (3. Mose 10, 17.) Beide Zeremonien versinnbildeten gleicherweise die Übertragung der Sünde von dem Bußfertigen auf das Heiligtum. Solcherart war das Werk, welches das ganze Jahr hindurch Tag für Tag vor
sich ging. Die Sünden Israels wurden auf diese Weise auf das Heiligtum übertragen,
und ein besonderes Werk war nötig, um sie wegzuschaffen. Gott befahl, daß für
jede der heiligen Abteilungen eine Versöhnung gemacht werde.
„Und soll also versöhnen das Heiligtum von der Unreinigkeit der Kinder Israel
und von ihrer Übertretung in allen ihren Sünden. Also soll er auch tun der Hütte
des Stifts, denn sie sind unrein, die umher lagern.“ Es mußte auch eine Versöhnung
gemacht werden für den Altar, um ihn zu „reinigen und heiligen von der
Unreinigkeit der Kinder Israel.“ (3. Mose 16,16.19.) Einmal des Jahres, am großen Versöhnungstage, ging der Priester in das
Allerheiligste, um das Heiligtum zu reinigen.
Das dort vollzogene Werk vollendete die jährliche Runde des Dienstes. Am Versöhnungstage
wurden zwei Ziegenböcke vor die Tür der Stiftshütte gebracht und das Los über
sie geworfen, „ein Los dem Herrn und das andre dem Asasel.“ (3. Mose 16, 8.)
Der Bock, auf den des Herrn Los fiel, sollte als Sündopfer für das Volk
geschlachtet werden, und der Priester mußte dessen Blut hinter den Vorhang
bringen und es auf den Gnadenstuhl und vor den Gnadenstuhl sprengen. Auch mußte
es auf den Räucheraltar, der vor dem Vorhang stand, gesprengt werden. „Da
soll denn Aaron seine beiden Hände auf sein [des lebendigen Bockes] Haupt legen
und bekennen auf ihn alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretung
in allen ihren Sünden, und soll sie dem Bock auf das Haupt legen und ihn durch
einen Mann, der bereit ist, in die Wüste laufen lassen, daß also der Bock alle
ihre Missetat auf sich in eine Wildnis trage.“ (3. Mose 16, 21. 22.) Der Sündenbock
kam nicht mehr in das Lager Israels, und der Mann, der ihn weggeführt hatte, mußte
sich und seine Kleider mit Wasser waschen, ehe er in das Lager zurückkehren
durfte. Die
ganze Handlung war dazu bestimmt, den Israeliten die Heiligkeit Gottes und
seinen Abscheu vor der Sünde einzuprägen und ihnen ferner zu zeigen, daß sie
mit der Sünde nicht in Berührung kommen konnten, ohne befleckt zu werden . Von
einem jeden wurde, während dieses Werk der Versöhnung vor sich ging, verlangt,
seine Seele zu demütigen. Alle Beschäftigung mußte beiseite gelegt werden,
und alle Israeliten mußten den Tag in feierlicher Demütigung vor Gott, mit
Gebet, Fasten und gründlichem Durchforschen des Herzens zubringen. Durch den vorbildlichen Dienst wurden wichtige Wahrheiten über die Versöhnung
gelehrt. Ein Stellvertreter wurde an Stelle des Sünders angenommen, aber die Sünde
wurde durch das Blut des Opfertieres nicht ausgetilgt.
Es wurde dadurch ein Mittel vorgesehen, durch das sie auf das Heiligtum übertragen
wurde. Durch das Darbringen des Blutes erkannte der Sünder die Autorität des
Gesetzes an, bekannte seine Schuld der Übertretung und drückte sein Verlangen
nach Vergebung aus, und zwar im Glauben an einen zukünftigen Erlöser; aber er
war noch nicht vollständig befreit von der Verdammung des Gesetzes. Am Versöhnungstage
ging der Hohepriester, nachdem er von der Gemeinde ein Opfer genommen hatte, mit
dem Blut dieses Opfers in das Allerheiligste und sprengte. es auf den
Gnadenstuhl, unmittelbar oberhalb des Gesetzes, um für dessen Ansprüche
Genugtuung zu leisten. Dann nahm er in seiner Eigenschaft als Mittler die Sünden
auf sich selbst und trug sie aus dem Heiligtum. Seine Hände auf das Haupt des
lebendigen Bockes legend, bekannte er auf ihn alle diese Sünden und übertrug
sie damit von sich auf den Bock, der sie dann wegtrug, und sie wurden jetzt als
für immer vom Volk geschieden betrachtet. Derart war der in dem „Vorbilde und dem Schatten des Himmlischen“
vollzogene Dienst. Und was vorbildlich im Dienst im irdischen Heiligtum getan
wurde, geschieht im Wesen während des Dienstes im himmlischen Heiligtum.
Nach seiner Himmelfahrt begann unser Heiland sein Werk als unser Hoherpriester.
Paulus sagt: „Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen
gemacht ist (welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen), sondern in den Himmel
selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns.“ (Hebr. 9, 24.) Der
Dienst des Priesters während des ganzen Jahres in der ersten Abteilung des
Heiligtums - in dem „Inwendigen des Vorhangs,“ welcher die Tür bildete und
das Heilige vom Vorhofe trennte - stellt den Amtsdienst vor, welchen Christus
bei seiner Himmelfahrt antrat. Es war die Aufgabe des Priesters während des täglichen
Dienstes, vor Gott das Blut des Sündopfers und den Weihrauch, der mit den
Gebeten Israels emporstieg, darzubringen. So machte Christus vor dem Vater sein
Blut für die Sünder geltend und brachte ihm gleichermaßen mit dem köstlichen
Wohlgeruch seiner eigenen Gerechtigkeit die Gebete der reumütigen Gläubigen
dar. Das war der Dienst in der ersten Abteilung des himmlischen Heiligtums. Dorthin
folgte Christo der Glaube seiner Jünger, als er, ihrem Blicke entschwindend,
gen Himmel aufstieg. Hier wurzelte ihre Hoffnung, „welche wir haben,“ sagte
Paulus, „als einen sichern und festen Anker unsrer Seele, der auch hineingeht
in das Inwendige des Vorhangs, dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus,
ein Hoherpriester geworden in Ewigkeit.“ „Auch nicht durch der Böcke und Kälber
Blut, sondern durch sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen und hat
eine ewige Erlösung erfunden.“ (Hebr. 6, 19. 20; 9, 12.) Achtzehn Jahrhunderte lang wurde diese Dienstverrichtung im ersten Teil des Heiligtums fortgeführt. Das Blut Christi legte Fürbitte für reumütige Gläubige ein und verschaffte ihnen Vergebung und Annahme bei dem Vater, doch standen ihre Sünden noch immer in den Büchern verzeichnet. Wie in dem bildlichen Dienst am Schluß des Jahres ein Versöhnungswerk verrichtet wurde, so geht, ehe Christi Werk zur Erlösung der Menschen vollendet wird, ein Werk der Versöhnung zur Entfernung der Sünden aus dem Heiligtum vor sich. Dies ist der Dienst, welcher anfing, als die 2300 Tage zu Ende gingen. Zu jener Zeit trat, wie von Daniel dem Propheten vorhergesagt wurde, unser großer Hoherpriester in das Allerheiligste, um den letzten Teil seines feierlichen Werkes, die Reinigung des Heiligtums, zu vollziehen. Wie die Sünden des Volkes vor alters durch den Glauben auf das Sündopfer gelegt und bildlich durch dessen Blut auf das irdische Heiligtum übertragen wurden, so werden im neuen Bund die Sünden der Bußfertigen durch den Glauben auf Christum gelegt und tatsächlich auf das himmlische Heiligtum übertragen. Und wie die vorbildliche Reinigung des irdischen durch das Wegschaffen der Sünden, durch die es befleckt worden war, vollbracht wurde, so soll in der Tat die Reinigung des himmlischen durch das Wegschaffen oder Austilgen der daselbst aufgezeichneten Sünden bewerkstelligt werden. Ehe dies aber geschehen kann, muß eine Untersuchung der Bücher stattfinden, um zu bestimmen, wer durch Bereuen der Sünden und den Glauben an Christum der Wohltaten seiner Versöhnung teilhaftig werden kann. Die Reinigung des Heiligtums schließt deshalb eine Untersuchung, ein Werk des Gerichts in sich. Dies Werk muß stattfinden, ehe Christus kommt, um sein Volk zu erlösen; denn wann er kommt, ist sein Lohn mit ihm, „zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ (Offb. 22, 12.) Auf diese Weise erkannten die, welche dem Licht des prophetischen Wortes folgten, daß Christus, anstatt am Ende der 2300 Tage im Jahre 1844 auf die Erde zu kommen, damals in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums einging, um das Schlußwerk der Versöhnung, die Vorbereitung auf sein Kommen, zu vollziehen. Man
erkannte auch, daß während der geschlachtete Bock auf Christum als ein Opfer
hinwies, und der Hohepriester Christum als einen Mittler darstellte, der Sündenbock,
Satan, den Urheber der Sünde versinnbildete, auf den die Sünden des wahrhaft
Reumütigen schließlich gelegt werden sollen. Wenn der Hohepriester, kraft des
Blutes des Sündopfers, die Sünden vom Heiligtum wegschaffte, legte er sie auf
den Sündenbock; wenn Christus am Ende seines Dienstes kraft seines eigenen
Blutes die Sünden seines Volkes vom himmlischen Heiligtum wegnimmt, wird er sie
auf Satan legen, der bei der Ausführung des Gerichts die schließliche Schuld
tragen muß. Der Sündenbock wurde in ein unbewohntes Land geschickt, um nie
wieder in die Gemeinde der Kinder Israels zurückzukommen. So wird Satan auf
ewig aus der Gegenwart Gottes und seines Volkes verbannt und in der schließlichen
Vernichtung der Sünde und Sünder vertilgt werden. |